
Geschichte der Schule
Dienstag, 25.4.2004 Evakuierung der Luisenschule! Eine Bombe aus dem 2. Weltkrieg wurde bei Erdarbeiten gefunden. Hurra! Schulfrei! Freude bei den Schülern und Schülerinnen der Luisenschule, lachend und strahlend verlassen sie das Schulgebäude.
Ob wohl einer von ihnen mal innehält und überlegt, was die Luisenschülerinnen damals fühlten, als diese Bombe fiel? Wann fiel sie? Bei welchem Bombenregen?
Die Luisenschule hat sowohl den l. als auch den 2. Weltkrieg überstanden, sie blickt auf eine lange Geschichte zurück, gefüllt mit guten und schlechten Zeiten, hat Krisen bewältigt, sich immer wieder neue pädagogische Ziele gesteckt und feierte deshalb im Oktober 2005 ihr I5Ojähriges Jubiläum.
Schnellindex
- Die Gründung der Luisenschule im Jahr 1855
- 1855 Die Mädchenschule
- Töchterschule, steigenden Schülerinnenzahl
- Die Mädchenbürgerschule als Mittelschule
- Die Luisenschule erhielt ihren Standort in der Luisenstraße
- Erster Weltkrieg, Weimarer Republik
- Zerstörung 1943
- Wiederaufbau
- Ausbau und Erweiterung
- Aufnahme von Jungen ab 1979
- Unruhige bildungspolitische Zeiten
- 1995: Wieder selbststtändige Realschule
Die Gründung der Luisenschule im Jahr 1855
Die Gründung der Luisenschule im Jahr
1855 steht in engem Kontext mit den historischen Bedingungen und den kulturellen und sozialen Strukturen des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit gab es öffentliche Bildungsmöglichkeiten überwiegend nur für Jungen, wissenschaftliche Bildung für Mädchen galt immer noch als überflüssig. Wer für seine Tochter eine Bildung wünschte, die über die elementarsten Kenntnisse des Lesens, Schreibens, Rechnens und der Religion hinausging, war auf Privatschulen angewiesen und musste natürlich auch über die finanziellen Mittel verfügen.
Der demokratische Oberbürgermeister Carl Schomburg war seiner Zeit weit voraus und unternahm jahrelang große Anstrengungen gegen die Kurfürstliche Staatsregierung um für Mädchen, besonders für die aus finanziell schlecht gestellten Elternhäusern, die gleichen Bildungschancen zu schaffen wie für Jungen. Sein Mitstreiter Dr. Karl Fr. Wilhelm Clemen, ein Mitglied der Kurfürstlichen Stadtschulkommission, übernahm die Aufgabe, geeignete Räume für die geplante Mädchenschule zu finden. Die Stadt mietete ein Haus in der Poststraße Nr. 970, der heutigen Mauerstraße. Dort entstand später die Bürgerschule 9.

1855 Die Mädchenschule
Dr. Clemen übernahm die Schulleitung und weihte am 8. Oktober 1855 die „Mädchenschule“, bestehend aus 200 Schülerinnen, ein. In seiner Festrede hob er die „hohe Bedeutung der weiblichen Erziehung für die sozialen und bürgerlichen Verhältnisse“ hervor, da die Verantwortung für Familienleben und Kindererziehung überwiegend in den Händen von Frauen lägen. Er betonte die Ziele der Schule, „kommenden Geschlechtern diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten beizubringen, welche jeweilig vom gesunden Bildungsstand der Zeit gefordert werden und zum Gedeihen des bürgerlichen Lebens nötig sind “.
Wie sehr diese Schule, die sich die gehobenere Bildung für Mädchen zum Ziel gesetzt hatte, dem Bedürfnis der damaligen Zeit entsprach, verdeutlicht die wachsende Zahl der Schülerinnen: Startete die Schule mit 200 Schülerinnen in 4 Klassen, so stieg schon 14 Tage später die Zahl auf 242 Schülerinnen, so dass eine 5. Klasse eingerichtet werden musste. In kürzester Zeit wurden noch die 6., 7. und 8. Klasse geschaffen. Da am 6-Klassensystem festgehalten werden sollte, entstanden zwei Parallelklassen. Der Andrang an diese Schule war so stark, dass die zur österlichen Aufnahme gemeldeten Mädchen oft mehrere Monate warten mussten.
Anmeldungen erfolgten oft ein ganzes Jahr im Voraus. Lehrkräfte und Unterrichtsräume wurden knapp, die Unzufriedenheit der Elternschaft wuchs. Darum ordnete der Stadtrat an, an erster Stelle die Töchter von Eltern aufzunehmen, die dem Gewerbestand angehörten und in Kassel wohnhaft waren. An zweiter Stelle erfolgte die Aufnahme von Mädchen der übrigen ortsansässigen Eltern und an dritter Stelle die Mädchen, die außerhalb Kassels wohnten.
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