Namensgeberin: Luise von Bose
Kurfürst Wilhelm II war mit der Schwester des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II verheiratet. Im Jahre 1811 oder 1812 verliebte er sich in Emilie Ortlepp, die Tochter eines Berliner Juweliers. Als 1813 die napoleonische Vorherrschaft zu Ende ging, holte Wilhelm II. Emilie nach Hessen und lebte zusammen mit seiner Frau und seiner Geliebten in Kassel. Er erhob die Geliebte in den Adelsstand und machte sie zur Gräfin Reichenbach. Sie wurde bei Hofe zugelassen und wohnte im “Roten Palais” am Friedrichsplatz. Trotz aller Schwierigkeiten wurde Emilie mit ihren Söhnen und Töchtern anerkannt.
Sie gebar acht Kinder, von denen Louise die älteste war. Louise wurde 1813 geboren und 1828 in der Schlosskapelle Wilhelmshöhe konfirmiert. Nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie – wie es damals üblich war – verheiratet. Sie heiratete 1845 Carl August von Bose und starb 1883 im Alter von 70 Jahren. Ihr Vater Wilhelm II mochte seine Tochter Louise ganz besonders, schätzte ihre Klugheit und Tüchtigkeit und ihr liebevolles und fröhliches Wesen. Louise lebte meistens bei der Mutter, pflegte später jedoch viele Jahre ihren kranken Vater.
Während ihrer Ehe lebte Louise mit ihrem Mann in Frankfurt, Wiesbaden und Baden-Baden. Sie galt als große Wohltäterin der Armen und als Förderin von Kunst und Wissenschaft, insbesondere der Naturwissenschaften. Sie errichtete eine Stiftung für die „Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft“ in Frankfurt und die „Stiftung der Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-Lessonitz“ für die Universität Marburg, aus deren Mitteln das Zahnmedizinische Institut gegründet wurde. Luise von Bose besaß nicht die Vorzüge körperlicher Schönheit, aber sie steckte voller Energie und hatte Mitleid mit den Armen. Da sie keine eigenen Kinder besaß und über genügend finanzielle Mittel verfügte, kümmerte sie sich um Hilfebedürftige.
Weil sie ihre Kindheit in Kassel verbracht hatte, lagen ihr die Belange der Kasseler Bevölkerung besonders am Herzen. Dem Kinderhospital „Zum Kind von Brabant” (im Königstor, 1943 zerstört) erbaute sie ein eigenes Heim mit 50 Betten. Sie kümmerte sich um kurhessische Lehrer und deren Witwen und Waisen und spendete Geld für die Ausbildung hilfsbedürftiger und verwahrloster Kinder. Der Stadt hinterließ sie eine Stiftung, die aus ihrer umfangreichen Kunstsammlung bestand, welche später den Grundstock der Sammlungen in der Neuen Galerie bildete. Weiter gehörten dazu persönliche Andenken, Möbel, und Urkunden, zusammen mit einer dafür vorgesehenen Villa. Dieses Bose-Museum befand sich in der nach ihr benannten Luisenstraße.
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